Sonntag, 16. Oktober 2011

Von Choisey (Dole) bis St. Jean de Losne (33. Etappe)



Ca. 30 km in 6,5 Stunden
16.10.11 bei 12 Grad und Nebel bis zum späten Nachmittag,
Region: Burgund
Departement: Cote d'Or
Arrondissement: Beaune
Übernachtung: Auberge de la Marine, Losne

Im Etap-Hotel konnte ich beim Frühstück nochmals über die Perfektion des Minimalismus staunen. Unglaublich was alles weggelassen wird (Gabeln, große Löffel, Untertassen, Teller), aber irgendwo doch alles da ist, was man braucht. Ja, was braucht man eigentlich?

Die kleinen Dinge erfreuen das Herz.





Guten Morgen, Frau Spinne.
Im tiefsten Nebel musste ich anschließend erst einmal vom Industriegebiet zum Kanal zurückfinden, was nicht einfach war an einem Sonntagmorgen.



Nein, kein römisches Bad am Wegesrand - wir sind unter der A39.

 Und  nach kurzem Weg die Ernüchterung. Mein Weg entlang des Kanals geht nicht weiter. Der Solvay-Konzern, der dort eine riesige Chemiefabrik unterhält, untersagt die Benutzung des Treidelpfades.


Alles Solvay, oder was?


 Also muss ich der offiziellen Eurovelo 6 Route folgen, die nun über die Landstraße führt. Bei absolut dichtem Nebel kein Spaß, da man als Fußgänger nicht gesehen wird, und der Ausweichschritt jedesmal in den Straßengraben führt. Von diesen Extra-Kilometern hat mir Google-Maps auch wieder nix gesagt. Aber es gab dafür eine Belohnung: In Damparis ein kleiner Blasmusikzug zur Kirche (Veteranen?). Jedenfalls hab ich durch die fröhliche Marschmusik gleich einen guten Schritt bekommen. Dann wieder hinein in den Nebel. Links und rechts aus den Wäldern kommen viele Schüsse. Obwohl diese umzäunt sind (alles Eigentum von Solvay) darf man anscheinend jagen. Frankreich. La chasse. Lieber nicht abkürzen. Also weiter auf dem Eurovelo 6 und wieder am Rhein-Rhone-Kanal. Jetzt, nach der Chemiefabrik hat er Schaumkronen. Ich habe wieder alles für mich ganz alleine. Und die wenigen Leute, die ich treffe, grüßen mich immer so freundlich mit Bonjour Madame. Zuhause sagt das niemand zu mir ;-).



Saone und Sonne
Und wieder eine Belohnung: die Sonne siegt und ich komme zur Saone, die umrahmt von goldenen Bäumen schwer und schön dahinfließt.


Die Stimmung in Losne kann ich nicht fassen. Es ist, als ob ich in der falschen Zeit, im falschen Jahrhundert da wäre. Als ob hier keiner bleiben wird. Ich beziehe mein Zimmer in der Auberge de la Marine. Abends steigt ein wunderbarer Essensduft zu mir hoch, aber ich bin zu erschöpft für ein Abendessen.



Auberge de la Marine - Fenster nach hinten

Auberge de la Marine - Fenster nach vorne









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