Mittwoch, 19. Oktober 2011

von Verdun-sur-le-Doubs bis Chalon-sur-Saone (36. Etappe)


Etappe von Verdun-sur-le-Doubs nach Chalon-sur-Saone


Ca. 25 km in 6,5 Stunden (gefühlte 50km)
19.10.11 und 20.10.11 bei 12 Grad und Regen
Region: Burgund
Departement: Saone-et-Loire
Arrondissement: Chalon-sur-Saone
Übernachtung: ZAC Saint Cosme


Das Frühstück bei Patricia Reby ist unglaublich. Es gibt alles was das Herz begehrt und noch viel mehr. Ein Ort, den man traurig verläßt, weil man ja weiter muss.
Ich wäre gerne geblieben, da nun ein heftiger Regen eingesetzt hatte. Mit meinen schmerzenden Füßen, die ich laut Orthopäden ja schonen sollte (den Wanderurlaub können Sie knicken...aber der kennt mich nicht), hätte ich mir heute gerne mal eine Zug- oder Bus-Etappe gegönnt. Aber beim Frühstück musste ich erfahren, dass der einzige Bus, mit dem man von Verdun nach Chalon kommt, in der Früh um 6.30h abfährt. Die eingezeichnete Zuglinie auf der Landkarte wird nicht mehr für den Personenverkehr benutzt.

Zusammenfluss von Doubs und Saone bei Verdun




 

Also, blieb mir nichts anderes übrig als aufzubrechen, hinein in den Regen. Mit Regenumhang und Schirm ging es wieder zum Ufer der Saone, die mich mäandernd nach Chalon bringen sollte. Der Euro-Velo 6, der in Verdun auch wieder auftaucht tritt aber nun in den Hintergrund und verwandelt sich zur Voie Bleue. Dh. Der Weg unterliegt einem eigenen Tourismuskonzept des Departements. Und ich muss sagen, der Weg wurde sehr gepflegt und es gibt sogar ab und zu eine Bank für die müde Wanderin. Allerdings macht der Weg einige Schleifen, die mir dann noch einige Zusatzkilometer bescheren.
Doch die Unermüdlichen werden vom Himmel belohnt. Am Nachmittag ließ der Regen nach und meine Wanderhose konnte allmählich wieder trocknen. Meine Regenhose hatte ich zuhause nicht mehr rechtzeitig gefunden.




Wind und Wellen auf der Voie Bleue






Und so sehe ich aus der Ferne die Skyline von Chalon. Ja, so etwas gibt es auch in Burgund.
Leider verliert sich mein schöner Weg in Crissey und nach einiger Suche nach dem richtigen Weg im Industrie- und Wohnstadtkonglomerat von Chalon setze ich mich in ein Bushäusl und fahre mit dem Bus (diesmal auch wieder mäandernd) zum Bahnhofsplatz ins Zentrum und checke ein in mein Appartment vom Apparthotel. Wieder eine neue Erfahrung.
Der Pausentag in Chalon tut meinen wehen Füßen gut und gibt mir Gelegenheit, auch die Stadt etwas anzuschauen.

 

Blick aus dem Hotelfenster in Chalon-sur-Saone


 Das Stadtzentrum ist eine einzige Baustelle. Das Konzept scheint zu sein, alles gleichzeitig aufzureißen und dann...? Naja, wie es weitergeht, sehe ich dann ja nicht mehr.


Baustelle überall


 Das Highlight ist mein Mittagessen im Cafe Charbon bei einem Gläschen Burgunder Wein. Und ja, es gibt hier 0,1l Gläser. Wie schön.

Café Charbon
 




Dienstag, 18. Oktober 2011

Von Chamblanc bis Verdun-sur-le-Doubs (35. Etappe)



Ca. 24 km in 6,5 Stunden
18.10.11 bei 14 Grad und Sonne und Wind
Region: Burgund
Departement: Saone-et-Loire
Arrondissement: Chalon-sur-Saone
Übernachtung: Doubs Sejour, Patricia et Fabrice Reby 

 Nach einem typisch französischem Frühstück in Chamblanc lasse ich mir noch den Weg zum Kanal erklären und dann geht es wieder los durch den Nebel, der sich jedoch sehr bald auflöst.



Was für ein Morgen

Herbstsonne

kleine Sonnen


Sie kämpft sich durch, die Sonne. Wunderschöne Eindrücke, die Kühe, die aufgereiht am Zaun stehen und mich begrüßen, die Spinnennetze benetzt vom Tau und gelbe Blumen im Wettstreit mit der neblig-gelben Sonne.




Und immer wieder meine Freundinnen, die Kühe, entlang der Strecke. Am Ende der Wanderung bin ich kurz davor Vegetarierin zu werden.

Mein Publikum am Wegesrand.


Bonjour!


In Seurre treffe ich wieder auf die Saone. Das typische Kennzeichen für den Fluß scheinen die Schwäne zu sein, die mich immer irgendwo begleiten.

Seurre sur Saone




Die Saone und ihre Schwäne.


 

Zauberbaum



Immer weiter am Fluss entlang geht es. Hier gibt es keinen offiziellen Wanderweg, kein Euro-Velo 6, der mich führt. Aber es tut auch mal wieder gut, den eigenen Weg zu gehen.
Kühe, Schwäne, Stiere, Wind und Schleusen, den ganzen Tag niemand zum Reden.




Taureau?

Aah  -  taureaux!
       

In Verdun treffe ich wieder auf den Doubs, der hier in die Saone fließt. Und ebenso gibt es hier wieder den Eurovelo 6.



Doubs-Brücke in Verdun





 Meine Unterkunft ist auch sehr schnell gefunden und ich bin nur noch begeistert. Hinein in eine schmale Gasse, dann in einen Innenhof, der von einer anderen Welt zu sein scheint, die Treppen hinauf in mein Dornröschenzimmer.


Zimmer im Doubs Séjour

Ausblick aus meinem Fenster


Hinterhofansichten im Doubs Séjour




Montag, 17. Oktober 2011

Von St. Jean de Losne bis Chamblanc (34. Etappe)



Ca. 15 km in 3,5 Stunden
17.10.11 bei 12 Grad und Nebel bis zum späten Nachmittag,dann Sonne und 20 Grad
Region: Burgund
Departement: Cote d'Or
Arrondissement: Beaune
Übernachtung: Le Champ Vert


Das Frühstück in der Auberge de la Marine mit Blick auf die Saone-Brücke im Nebel. Die obligatorischen Handwerker an der Theke, die sich nochmals stärken, bevor sie den Tag beginnen. Warum schaut dies für mich alles viel gemächlicher aus als zuhause? Der Blick des Außenstehenden? Aber es hilft nichts, ich muss mich wieder auf den Weg machen, hinein in den Nebel, und sehen, wohin der Fluß mich führt.

Im Nebel


Da der Eurovelo nun über Landstraßen führt, gehe ich am Ufer der Saone entlang. Außer ein paar Anglern im Nebel begegne ich keinem Menschen unterwegs. Eigentlich gibt es da immer einen Weg. Nach einiger Zeit gehe ich an einem namenlosen Kanal entlang. Hier gibt es keinen Weg mehr, sondern nur noch einen Damm, der aber wenigstens frisch gemäht ist. Und dann verlaufe ich mich noch in einem Industriehafen, am Canal de Seurre. Ich hatte nicht mehr auf die Karte geschaut und hätte schon vor einiger Zeit auf das andere Ufer wechseln müssen. Zwischen Halden von unbekannten Stoffen und wartenden Güterzügen suche ich mir einen Weg. Kein Mensch (und Gottseidank auch kein Hund) ist zu sehen. Es ist Mittagspause. Aber Gottseidank finde ich den Weg hinaus und es gibt kein Tor, das verschlossen wäre.

Burgund - Im Land der Kanäle


Kurz vor Chamblanc bricht die Sonne durch, und da ich zeitig dran bin, lege ich mich für zwei Stunden in die Sonne in einer Wiese. Das letzte Mal in diesem Herbst.

Pause bei Heuschrecke, Käfer und Co.


Die Unterkunft, Le Champ Vert ist ein ehemaliger Bauernhof. In 2008 hat die dynamische Hausherrin das ganze Dorf und die Umgebung zusammengetrommelt um mit dem Projekt „größter Pflaumenkuchen der Welt“ in das Guinessbuch der Rekorde zu kommen. Der Erlös kam Kindern mit Mukoviszidose zu Gute. Die Unterkunft ist zweckmäßig, rustikal und unkompliziert. Statt Fernseher auf dem Zimmer, gibt es Pferd und Esel draußen. Herrlich. So kann man den Alltag vergessen.


 


Die Kuchenform des weltgrößten Pflaumenkuchens kann man noch bestaunen.





Sonntag, 16. Oktober 2011

Von Choisey (Dole) bis St. Jean de Losne (33. Etappe)



Ca. 30 km in 6,5 Stunden
16.10.11 bei 12 Grad und Nebel bis zum späten Nachmittag,
Region: Burgund
Departement: Cote d'Or
Arrondissement: Beaune
Übernachtung: Auberge de la Marine, Losne

Im Etap-Hotel konnte ich beim Frühstück nochmals über die Perfektion des Minimalismus staunen. Unglaublich was alles weggelassen wird (Gabeln, große Löffel, Untertassen, Teller), aber irgendwo doch alles da ist, was man braucht. Ja, was braucht man eigentlich?

Die kleinen Dinge erfreuen das Herz.





Guten Morgen, Frau Spinne.
Im tiefsten Nebel musste ich anschließend erst einmal vom Industriegebiet zum Kanal zurückfinden, was nicht einfach war an einem Sonntagmorgen.



Nein, kein römisches Bad am Wegesrand - wir sind unter der A39.

 Und  nach kurzem Weg die Ernüchterung. Mein Weg entlang des Kanals geht nicht weiter. Der Solvay-Konzern, der dort eine riesige Chemiefabrik unterhält, untersagt die Benutzung des Treidelpfades.


Alles Solvay, oder was?


 Also muss ich der offiziellen Eurovelo 6 Route folgen, die nun über die Landstraße führt. Bei absolut dichtem Nebel kein Spaß, da man als Fußgänger nicht gesehen wird, und der Ausweichschritt jedesmal in den Straßengraben führt. Von diesen Extra-Kilometern hat mir Google-Maps auch wieder nix gesagt. Aber es gab dafür eine Belohnung: In Damparis ein kleiner Blasmusikzug zur Kirche (Veteranen?). Jedenfalls hab ich durch die fröhliche Marschmusik gleich einen guten Schritt bekommen. Dann wieder hinein in den Nebel. Links und rechts aus den Wäldern kommen viele Schüsse. Obwohl diese umzäunt sind (alles Eigentum von Solvay) darf man anscheinend jagen. Frankreich. La chasse. Lieber nicht abkürzen. Also weiter auf dem Eurovelo 6 und wieder am Rhein-Rhone-Kanal. Jetzt, nach der Chemiefabrik hat er Schaumkronen. Ich habe wieder alles für mich ganz alleine. Und die wenigen Leute, die ich treffe, grüßen mich immer so freundlich mit Bonjour Madame. Zuhause sagt das niemand zu mir ;-).



Saone und Sonne
Und wieder eine Belohnung: die Sonne siegt und ich komme zur Saone, die umrahmt von goldenen Bäumen schwer und schön dahinfließt.


Die Stimmung in Losne kann ich nicht fassen. Es ist, als ob ich in der falschen Zeit, im falschen Jahrhundert da wäre. Als ob hier keiner bleiben wird. Ich beziehe mein Zimmer in der Auberge de la Marine. Abends steigt ein wunderbarer Essensduft zu mir hoch, aber ich bin zu erschöpft für ein Abendessen.



Auberge de la Marine - Fenster nach hinten

Auberge de la Marine - Fenster nach vorne