Samstag, 29. September 2012

Von Cercy-la-Tour nach Decize (42. Etappe)

Ca. 21 km
29.09.12 bei Wolken und 15 Grad
Region: Burgund
Departement: Nievre
Arrondissement: Nevers
Übernachtung: Hotel du Port, Decize





Frühstück für eine Person


Nach einem äußerst üppigem Frühstück bei Ton und Luzia gehe ich wieder hinunter zum Kanal Nivernais und folge ihm mehr oder weniger schnurgerade bis Decize.



Entlang des Canal Nivernais



Aber hier in Decize wird es schwierig das Hotel zu finden: über sieben Brücken musst du gehen, oder so ähnlich. Die alte Loire, die neue Loire, der Kanal Nivernais, Loire-Seitenkanal und Aron....




Auch Magny Tours läßt grüßen, gestern kamen schon mal zwei rote Ferraris hinter einer Scheune hervor und hier zeigen die Motorräder ihre Wheelys in der Altstadt.








Jedoch der Port hat eine gute Energie. Ruhe und goldenes Herbstlicht scheint über allem. Schön angelegt. Und draußen die schwere Loire, die auch die Ruhe gibt. 




Freitag, 28. September 2012

Von Luzy nach Cercy-la-Tour (41. Etappe)

Ca. 32km mit dem Zug, 5km zu Fuß
28.09.12 bei 16 Grad, Sonne
Region: Burgund
Departement: Nievre
Arrondissement: Chateau-Chinon
Übernachtung: http://www.maisonlesdeux.com/Chambres d'Hotes Maison les Deux (Ton & Lucia)


Zu dritt sitzen wir am französischen Frühstückstisch der alten Presbyterianerei. Die junge Frau aus Chartres, die schon fast fertig ist und gleich aufbricht ist als Revisorin (Inspecteur) für eine französische Versicherung unterwegs. So bleibt noch der belgische Wanderer in rotem Pulli, hellbrauner Cordhose, weißen Haaren und ebensolchem langen Bart bei mir sitzen und erklärt mir die Vorzüge eines I-Phones beim Abwandern der diversen Jakobswege.


Alles da


Er lässt mir auch den Spruch da: 
Mit Geld lässt sich kein Geld machen..
Pecunia pecuniam non parere potest. 

Das Geld ist an und für sich unproduktiv, ist seiner Natur nach unfähig, Früchte zu bringen. Wer dennoch Früchte von ihm verlangt, versündigt sich gegen das Gebot göttlichen und weltlichen Rechts und gegen die Natur der Dinge. So ungefähr lautete im Mittelalter die ideologische Festsetzung der Wirtschaftsauffassung durch die alles bestimmende Kirche. Sie folgte einer richtigen Logik. Jeder Mensch zeigt Vernunft, wenn er zu dem Schluß kommt, das Geld allein zu nichts zu gebrauchen ist. Erst mit dem Tausch Geld gegen Ware wird der Vorgang sinnvoll. Aber Geld steht nicht primär der Ware gegenüber! Genau betrachtet steht dem Geld der Anspruch auf menschliche Arbeit gegenüber. Lange Zeit lief darüber die Auseinandersetzung innerhalb der Kirche, die im Mittelalter dazu führte, das man Geld legitimierte, jedoch die Bereicherung durch das Geld ablehnte und als Sünde verwarf. Dieser Kompromiß hatte eine Vorgeschichte, von der noch zu reden sein wird. Nach der Legitimation des Mammons aber brachen die Dämme...
Money cannot breed money.

Nun ja, letztendlich habe ich mich verratscht, und die weit über 30km, für die ich auch nicht so richtig einen guten Weg auf der Landkarte gefunden hatte, schienen mir nun unüberwindlich. Es war Zeit, den Vorteil zu nutzen, dass es zur nächsten Etappe eine Zugverbindung gab.
20 Minuten und ich bin wieder eine Etappe weiter. 


Allein am Bahnhof in Luzy

Allein im Zug


In Cercy-la-Tour laufe ich dennoch einige Kilometer, da meine Gastgeber erst am Abend da sein werden.
Wieder bin ich auf altem römischen Boden.


Cercy la Tour



Und hier versuche ich ganz etwas Außergewöhnliches. Ich versuche zwei Stunden auf einer Picknickbank am Canal du Nivernais sitzen zu bleiben. In der Sonne. Zur Ruhe zu kommen. Nicht einfach, wenn die Beine immer laufen wollen. Zwei Stunden kann ich den prächtigen, weißen, einsamen Stier auf seiner riesigen Wiese beobachten. Fressen, Kauen, Sitzen, Liegen, Fressen, Kauen, Sitzen, Liegen, ...woher kommen eigentlich die ganzen Muskeln?



Stier in Cercy la Tour


Lucia und Ton servieren mir dann ein gigantisches Abendessen. Ich bin die einzige Gästin, doch vor mir waren einige abgereist und am nächsten Tag sollen auch wieder einige kommen.





Donnerstag, 27. September 2012

Von La Boulaye nach Luzy (40. Etappe)

Etappe von La Boulaye nach Luzy

Ca. 22 km in ? Stunden (hab ich nicht aufgeschrieben)
27.09.12 bei 16 Grad, Sonne und Platzregen
Region: Burgund
Departement: Nievre
Arrondissement: Chateau-Chinon
Übernachtung: L'Ancien Presbytere, Luzy

Nach einem typisch französischem Frühstück in La Boulaye mache ich mich auf den Weg. Die Sonne kämpft sich durch und taucht die Landschaft in ein wunderschönes Licht. Nach kurzer Zeit komme ich am Temple de Mille Bouddhas in La Plaige vorbei. Dort kann man das ganze Jahr über Buddhismus studieren, und sogar übernachten – nur im September ist geschlossen.


Temple de Mille Bouddhas und Charolais


 
Nun muss ich einige Kilometer nach Norden gehen, da erst in Charbonnat wieder eine Brücke über die Arroux führt. Charbonnat gab es schon zu Zeiten der Römer, doch jetzt lebt nur noch eine Handvoll Menschen hier. Desertification. Doch gibt es immerhin noch eine Bäckerei. Die Brücke wurde im zweiten Weltkrieg zerstört, aber ich konnte nicht herausfinden durch wen. Ja, Brücken sind wichtig. Das sehe ich nun.


Die Brücke von Charbonnat mit Charolais



So tipple ich weiter, ziemlich kontinuierlich bergan und gegen Mittag kommen gemeine und hinterhältige Platzregen. Es macht sich nun bezahlt, auf einem Bein stehen zu können, um bei herabfallendem Regen, ohne Ablagemöglichkeit für das Gepäck, schnell in die Regenhose zu springen. Die meiste Zeit laufe ich auf schmalen, geteerten Straßen, zwischen Hecken und Stromzäunen an den Charolais-Kühen und brüllenden Stieren vorbei. 

bei dem vielen Regen wird es natürlich schön grün

Die Unterkunft im Zentrum von Luzy war so versteckt, dass ich mehrmals fragen musste, und schließlich sogar in die Mairie angelangt bin.
Dann noch das Desaster mit dem Eingang. Der Code, den mir die Dame am Vorabend durchgegeben hatte, funktionierte nicht. Als ob ich es erwartet hätte. Also, nochmals anrufen. Unter Aufbietung meiner letzten Französischkenntnisse kamen wir zu dem Ergebnis, dass ich A mit 1 verwechselt hatte. Klingt doch ähnlich, oder?
Die Unterkunft war eine Offenbarung. Knarzend alt, aber alles renoviert, viel Platz, mittelalterlicher Ausblick wunderbar. Und Madame, die tagsüber irgendwo anders arbeitet hat mich auch herzlich empfangen mit einem Zettel. Alles wunderbar und wenn ich öfters in Luzy wäre, würde ich immer dort wohnen. 


Blick aus meinem Fenster in der Ancien Presbytere in Luzy








Mittwoch, 26. September 2012

Von Blanzy nach La Boulaye (39. Etappe)

Ca. 19 km und unzählige Höhenmeter in 5 1/2 Stunden
26.09.12 bei 13 Grad und Dauerregen
Region: Burgund
Departement: Saone-et-Loire
Arrondissement: Autun
Übernachtung:  Le Chateau de la Boulaye



Bei der Familie Hecquet bekomme ich ein Frühstück serviert, das meine Kapazitäten übersteigt und nichts mit einem typisch französischem Frühstück zu tun hat:



Dann fährt mich Daniele erst einmal aus dem Speckgürtel von Montceau-les-Mines hinaus und direkt hinein in den Morvan nach la Coudraye. Dadurch spare ich mir eher unangenehme 15 km. Danke nochmals, Daniele. Natürlich zeigt sie mir von außen noch das Bergbaumuseum und ich erfahre, dass das Morvan ganz Frankreich mit Weihnachtstannen versorgt. Und dass die Bauern im Frühling viel Stress haben, weil die weißen Kühe, die Charolais viel Geburtshilfe brauchen beim Kalben. Ja, und dann versuche ich mich durch die Natur zu kämpfen mit der Landkarte. Orte mit Namen, aber wo sind die Häuser?




La Crois Gonnot, La Grange des Champs, Les Damons, Les Carges, Ravetout, St. Eugene, Le Grand Pre und so fort. Im Bois des Chaumont kann ich ein Stück des GR131 benutzen, der ordentlich markiert ist. 
Ebendort kommt dann auf dem Bergrücken eine Bisamratte auf mich zu. Was macht sie dort oben? Ach ja, Bisamratten sind ja wanderlustig. Als sie mich in letzter Sekunde bemerkt stellt sie sich fauchend und Haare aufstellend auf die Zehenspitzen, woraufhin ich mit Schirm und Wanderstöcken in Abwehrstellung gehe. Wir gehen einmal im Kreis und dann wieder jeder seines Weges.Zwei Wanderer. 







Das Chateau de la Boulaye ist nicht direkt ein Chateau, sondern ein altes umgebautes Haus mit viel Plastik innen, aber schön hell und ganz angenehm. Jedenfalls ein guter Ort, um die nassen Sachen zu trocknen und noch etwas französisches Deppenfernsehen zu schauen (= das gleiche wie deutsches Deppenfernsehen). Dann muss ich noch die Unterkunft vom nächsten Tag anrufen, damit man mir den Zugangscode sagt.
Ein schöner Tag trotz des Regens, der eine Idee gab von der Schönheit des Morvan, das ich ja nur etwas gestreift habe..





Blick auf La Boulaye





Dienstag, 25. September 2012

Von Ecuisses nach Blanzy (38. Etappe)

Ca. 18 km in 5 Stunden
25.09.12 bei 16 Grad und Sprühregen
Region: Burgund
Departement: Saone-et-Loire
Arrondissement: Autun


Erst einmal habe ich mich ausgeschlafen, und nach dem Frühstück für EUR 3,90 im minimalistischen Frühstücksraum komme ich um 10h los. Ich bin die letzte, die das Hotel verlässt, die Straßenarbeiter waren schon lange weg. Ein paar hundert Meter weiter geht es gleich entlang am Canal du Centre. Gehen ohne zu Denken. Und fast reflexartig bin ich wieder angekommen im Rhythmus, im monotonen Vorwärtslaufen. Gedämpft grauer Himmel, weiße Kühe, Regenbogen und Vögel. Mehr braucht es nicht, um das Vertrauen in mich selber wieder zu finden.



...und links?

Mittlerweile ist es 12:30 und nun sehe ich etwas mehr Autos. Wahrscheinlich fahren mittags viele nachhause zum Essen. Und ich bete für mein Wetter, heute und auch in den nächsten Tagen: Herr lasse Wolkenlücken, Wind hilf mit!
Da ich zu früh in Blanzy bin, drehe ich noch eine Runde durch Montceau-les-Mines. 




Lucy III - Kohlekraftwerk

Am Abend komme ich dann in die wunderbare Unterkunft zu Daniele und Michel Hecquet. Daniele bietet mir sogar an, mich mit dem Auto noch etwas durch die Gegend zu fahren, um mir noch die Region zu zeigen. Aber ich bin so müde, dass ich ablehne. Nur noch ins Bett. Nachdem ich ihr erklärt habe, wohin mein Weg am nächsten Tag geht, gibt sie mir noch einige Tips für den Morvan. Und mir wird immer klarer, dass die Strecke fast nicht zu schaffen ist. Ich müsste um 7h losgehen. Da ist es noch dunkel, und auf der Straße, die mich aus den bewohnten Gegenden hinausführt, wäre wohl eine Menge Berufsverkehr. Lebensgefährlich für einen Fußgänger sozusagen. Und die ganzen Steigungen waren mir auch nicht so bewusst. Zwar immer nur ein- bis zweihundert Meter, aber oft.
Und dann ein Geschenk des Himmels. Ungefragt bietet mir Daniele an, mich am nächsten Morgen nach La Coudraye zu fahren. Dies hat mich gerettet.



die Suche nach dem richtigen Weg








Montag, 24. September 2012

Anreise von München nach Le Creusot Montchanin

24.09.12
Ca. 5 km in 1 Stunde
Region: Burgund
Departement: Saone-et-Loire
Arrondissement: Chalon-sur-Saone
Übernachtung: Hotel F1





Meine lange Anreise von München über Paris (mit Umsteigen in der Pariser U-Bahn) nach Montchanin verlief ohne Verspätungen. Diesmal hatte ich mir dann auch das Metroticket gleich schon im Zug in der Cafeteria gekauft.

In Montchanin angekommen herrscht so ein bisschen Flughafenabholatmosphäre. Entweder werden die Reisenden schon am Bahnsteig begrüßt und abgeholt, oder sie laufen zum Bus oder zum eigenen Auto und am Schluss stehe ich mutterseelenallein mit meinem Rucksack da und muss sehen, wie ich zu Fuß aus dem riesengroßen Parkplatz mit Industriegebiet rauskomme.

Immerhin umweht mich ein 18 Grad warmer Wind und nach den ersten Schritten fällt das Unbehagen vor dem Unbekannten ab, und ich komme schnell in meinen Wanderschritt. Es ist gut zu gehen.


Und dann das Dejavu-Erlebnis. Das hotelF1 an der Pont Jeanne Rose befindet sich nicht an der in Google Earth eingezeichneten Stelle. Es gibt keine Hausnummer. Das war schon letztes Mal beim Etaphotel so. Wahrscheinlich achten die Billighotels nicht so genau darauf. Sparsamkeit bis zum Letzten. Um die Adrenalinflutung noch etwas zu erhöhen, stand an der vermeintlichen Stelle auch noch ein altes, halb verfallenes Hotel...


 na toll!

 

Wenigstens treffe ich auf ein älteres Ehepaar, das gerade am Kanal spazieren geht, und mir sogleich anbietet, mich im Auto mitzunehmen. Verschwitzt nehme ich das Angebot an und muss feststellen, das es nur ein paar hundert Meter gewesen wären. Aber da ich direkt vom Kanal kam, gab es halt keinerlei Hinweise.


 jetzt isses richtig - aber nicht soo romantisch



Da gerade noch eine Servicefrau da ist, muss ich nicht am Automaten einchecken. Sehr angenehm.

Am Abend kommt dann noch ein buntes Häufchen junger Straßenbauarbeiter, die die Zimmer um mich herum belegen. Ich befürchte schon, dass sie Party machen werden, aber sie sind relativ ruhig. Wahrscheinlich ist ihre Arbeit doch sehr anstrengend. Es ist gut, dass ich den Anfang wieder geschafft habe.