Ca. 32km mit dem Zug, 5km zu Fuß
28.09.12 bei 16 Grad, Sonne
Region: Burgund
Departement:
Nievre
Arrondissement:
Chateau-Chinon
Übernachtung:
http://www.maisonlesdeux.com/Chambres d'Hotes Maison les Deux (Ton & Lucia)
Zu dritt sitzen
wir am französischen Frühstückstisch der alten Presbyterianerei.
Die junge Frau aus Chartres, die schon fast fertig ist und gleich
aufbricht ist als Revisorin (Inspecteur) für eine französische
Versicherung unterwegs. So bleibt noch der belgische Wanderer in
rotem Pulli, hellbrauner Cordhose, weißen Haaren und ebensolchem
langen Bart bei mir sitzen und erklärt mir die Vorzüge eines
I-Phones beim Abwandern der diversen Jakobswege.
Alles da |
Er lässt mir auch den Spruch da:
Mit Geld lässt sich
kein Geld machen..
Pecunia
pecuniam non parere potest.
Das Geld ist an und für sich
unproduktiv, ist seiner Natur nach unfähig, Früchte zu bringen. Wer
dennoch Früchte von ihm verlangt, versündigt sich gegen das Gebot
göttlichen und weltlichen Rechts und gegen die Natur der Dinge. So
ungefähr lautete im Mittelalter die ideologische Festsetzung der
Wirtschaftsauffassung durch die alles bestimmende Kirche. Sie folgte
einer richtigen Logik. Jeder Mensch zeigt Vernunft, wenn er zu dem
Schluß kommt, das Geld allein zu nichts zu gebrauchen ist. Erst mit
dem Tausch Geld gegen Ware wird der Vorgang sinnvoll. Aber Geld steht
nicht primär der Ware gegenüber! Genau betrachtet steht dem Geld
der Anspruch auf menschliche Arbeit gegenüber. Lange Zeit lief
darüber die Auseinandersetzung innerhalb der Kirche, die im
Mittelalter dazu führte, das man Geld legitimierte, jedoch die
Bereicherung durch das Geld ablehnte und als Sünde verwarf. Dieser
Kompromiß hatte eine Vorgeschichte, von der noch zu reden sein wird.
Nach der Legitimation des Mammons aber brachen die Dämme...
Money cannot breed money.
Nun ja, letztendlich habe ich mich verratscht, und die weit über
30km, für die ich auch nicht so richtig einen guten Weg auf der
Landkarte gefunden hatte, schienen mir nun unüberwindlich. Es war
Zeit, den Vorteil zu nutzen, dass es zur nächsten Etappe eine
Zugverbindung gab.
20 Minuten und ich bin wieder eine Etappe weiter.
Allein am Bahnhof in Luzy |
Allein im Zug |
In Cercy-la-Tour laufe ich dennoch einige Kilometer, da meine
Gastgeber erst am Abend da sein werden.
Wieder bin ich auf altem römischen Boden.
Cercy la Tour |
Und hier versuche ich ganz etwas Außergewöhnliches. Ich versuche
zwei Stunden auf einer Picknickbank am Canal du Nivernais sitzen zu
bleiben. In der Sonne. Zur Ruhe zu kommen. Nicht einfach, wenn die
Beine immer laufen wollen. Zwei Stunden kann ich den prächtigen,
weißen, einsamen Stier auf seiner riesigen Wiese beobachten.
Fressen, Kauen, Sitzen, Liegen, Fressen, Kauen, Sitzen, Liegen,
...woher kommen eigentlich die ganzen Muskeln?
Stier in Cercy la Tour |
Lucia und Ton servieren mir dann ein gigantisches Abendessen. Ich bin die
einzige Gästin, doch vor mir waren einige abgereist und am nächsten
Tag sollen auch wieder einige kommen.
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